Neue Ressortleiterin des Karriereressorts Franziska Zoidl im Interview

Franziska Zoidl
Ressortleitung Karriere

Foto: Heidi Seywald

Was hat dich dazu bewogen, Journalistin zu werden? Gab es ein Schlüsselerlebnis oder ein Vorbild, das dich inspiriert hat?

Ich war schon immer sehr neugierig, hab viele – vielleicht zu viele? – Fragen gestellt und einfach gern spannende Geschichten erzählt, manchmal wohl auch in der Unterrichtszeit. In der vierten Klasse Gymnasium hat der Deutschlehrer mir deswegen eine Karriere im Journalismus prophezeit – und, wie man sieht, Recht behalten.

Studiert habe ich dann Publizistik und Anglistik in Wien. Anschließend habe ich noch das Masterstudium für Journalismus an der FH Wien absolviert. Beim STANDARD arbeite ich seit nunmehr 11 Jahren – und mein Interesse am Journalismus ist nach wie vor ungebrochen groß.

Welche Werte oder Prinzipien begleiten dich in deiner Arbeit als Journalistin und jetzt als Ressortleiterin?

Ich möchte fair, offen und unvoreingenommen an Themen und Leute herangehen und Geschichten so erzählen, dass sie für möglichst viele Menschen relevant sind. Ich bin davon überzeugt, dass sich dafür viele Themen eignen, die auf den ersten Blick vielleicht sperrig und komplex daherkommen, wenn man sich die Zeit nimmt und den richtigen Dreh findet.

Als Ressortleiterin ist mir neben den genannten Werten auch der Austausch und die gute Zusammenarbeit mit meinem Team wichtig, das eine enorme Expertise im Karriere-Bereich mitbringt. In unseren gemeinsamen Besprechungen entstehen die besten Ideen, das ist wirklich großartig und macht enorm viel Spaß. Unser Karriere-Team besteht aus vier Personen: Anika Dang, Natascha Ickert, Melanie Raidl und mir.

Wie fühlt es sich an, ein so wichtiges Ressort zu übernehmen, das sich mit dem Thema Karriere beschäftigt, welches ja für viele Menschen zentral ist?

Das Thema Arbeiten und Karriere beschäftigt uns alle – von der Ausbildung hin zum Berufseinstieg, der Jobsuche, Phasen der Umorientierung, der Bildungs- oder Elternkarenz, bis hin zur Pensionierung – und zunehmend auch darüber hinaus.

Und ich behaupte: Jetzt ist die spannendste Zeit überhaupt, das Karriere-Ressort zu übernehmen, weil die Themen und die Herausforderungen gefühlt noch nie so vielfältig waren. Wir stecken inmitten einer Rezession, die vielerorts zu Stellenabbau und Pleiten führt und führen wird – aber jede Krise bedeutet auch die Chance auf Veränderung. Die Entwicklungen treffen zum Beispiel auf seit Jahren schwelende Diskussionen über die Vier-Tage-Woche, die vielen Möglichkeiten des Remote Workings, und ganz generell die Suche nach dem Sinn in der Arbeit, der viele Menschen heute ganz massiv beschäftigt.

Gibt es einen Unterschied in der Print und online Berichterstattung?

Online können wir schneller auf aktuelle Entwicklungen reagieren und multimedial berichten. Online haben wir natürlich auch die Zugriffe und die Verweilzeit, also wie lange sich die User:innen im Artikel aufhalten, die wir dem Dashboard entnehmen, immer im Blick.

Der Karriere-STANDARD, der der Zeitung am Wochenende beiliegt, ist dann eine Zusammenstellung der wichtigsten Geschichten der Woche, der mit einem schönen, großzügigen Layout Hintergrund bietet. So hat man nach dem Wochenend-Frühstück einen guten Überblick, worüber gerade gesprochen wird.

Was waren 2024 die drei erfolgreichsten Artikel der Karriere?

Was auch immer interessiert, ist „Eine Frage des Gehalts“. In der losen Serie legen Menschen offen, was sie verdienen und wie viel sie pro Monat zum Leben brauchen. Das zeigt vermutlich, dass wir alle ziemlich neugierig sind.

Was würdest du sagen, ist das Besondere an der Berichterstattung über Karriere-Themen? Gibt es Unterschiede zu anderen Ressorts?

Ich behaupte das Gleiche wie vermutlich jeder Ressortleiter und jede Ressortleiterin über den eigenen Bereich: Wir sind das vielleicht relevanteste Ressort überhaupt. Themen rund um Arbeiten, Karriere und Aus- und Weiterbildung berühren und beschäftigen jeden und jede von uns – und ob es im Job gut oder schlecht läuft, beeinflusst häufig auch andere Teilbereiche des Lebens.

Was mir an der Berichterstattung im Karriere-Ressort so gut gefällt: Es wird nie fad, weil wir eine riesige Bandbreite haben – vom neuen Teleworking-Gesetz über Tipps für die Mental Health hat da ganz viel Platz.

Der Arbeitsmarkt verändert sich rasant – von der Digitalisierung bis hin zur Vier-Tage-Woche. Welche Trends möchtest du im Ressort verstärkt beleuchten?

Das alles und viel mehr, und zwar aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven. Was uns in den kommenden Monaten sicher verstärkt beschäftigen wird, ist die wirtschaftliche Lage und wie sich das auf Unternehmen und den Arbeitsmarkt auswirkt. Wichtige Themen sind auch gute Führung und modernes Recruiting.

Die Arbeitswelt – und die Welt an sich – wird immer komplexer, also müssen wir auch vermehrt Orientierung bieten. Und ein Thema, das mir besonders wichtig ist, ist, wie man in einer Zeit der ständigen Erreichbarkeit trotzdem abschalten kann, um psychisch gesund zu bleiben.

Interview mit Franziska Zoidl, DerStandard, Ressortleitung Karriere; Foto: Heidi Seywald

Wie können wir den Leser:innen helfen, in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Orientierung zu finden?

  • Indem wir möglichst verständlich und lebensnah berichten
  • Aktuelle Entwicklungen umfassend analysieren
  • Unterschiedliche Perspektiven und Meinungen einbringen
  • Und den Blick nach vorne auf kommende Trends und Herausforderungen richten

Hast du schon Ideen, welche Änderungen du gerne im Karriere Ressort umsetzen möchtest?

Ich beherzige das, was wir auch unseren Leser:innen empfehlen: Alles gleich komplett umzukrempeln wollen, ist einer der häufigsten Fehler neuer Führungskräfte. Ich habe die Leitung mit Anfang 2025 übernommen und mich zunächst mit meinem tollen Team eingearbeitet.

Aktuell treffe ich mich sehr viel mit Entscheidungsträger:innen, sowie Branchenvertreter:innen, um herauszufinden, welche Themen und Herausforderungen die Branche beschäftigen. So entstehen viele neue Ideen für Geschichten – und nebenbei trinke ich mehr Kaffee als je zuvor.

Interview mit Franziska Zoidl, DerStandard, Ressortleitung Karriere; Foto: Heidi Seywald

Wie können wir den Leser:innen helfen, in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Orientierung zu finden?

  • Indem wir möglichst verständlich und lebensnah berichten
  • Aktuelle Entwicklungen umfassend analysieren
  • Unterschiedliche Perspektiven und Meinungen einbringen
  • Und den Blick nach vorne auf kommende Trends und Herausforderungen richten

Hast du schon Ideen, welche Änderungen du gerne im Karriere Ressort umsetzen möchtest?

Ich beherzige das, was wir auch unseren Leser:innen empfehlen: Alles gleich komplett umzukrempeln wollen, ist einer der häufigsten Fehler neuer Führungskräfte. Ich habe die Leitung mit Anfang 2025 übernommen und mich zunächst mit meinem tollen Team eingearbeitet.

Aktuell treffe ich mich sehr viel mit Entscheidungsträger:innen, sowie Branchenvertreter:innen, um herauszufinden, welche Themen und Herausforderungen die Branche beschäftigen. So entstehen viele neue Ideen für Geschichten – und nebenbei trinke ich mehr Kaffee als je zuvor.

Welche Entwicklungen im Journalismus allgemein beschäftigen dich aktuell und wie könnten sie sich auf das Ressort auswirken?

Die Nachrichten werden von vielen Menschen angesichts der Weltlage als sehr negativ wahrgenommen, Stichwort News Avoidance. Umso wichtiger ist, auch positive Artikel und konstruktive Erzählformate in den Vordergrund zu stellen. Ich glaube, wir sehnen uns alle manchmal beim Nachrichtenkonsum nach ein wenig Humor und Leichtigkeit. Geschichten, die sich dafür eignen, gibt es im Karriere-Bereich sicherlich genug.

Zum Abschluss: Wie wichtig ist dir der direkte Austausch mit den Leser:innen und welche Rolle spielt deren Feedback in deiner Arbeit?

Sehr wichtig! So manche gute Idee für weiterführende Artikel kam mir schon beim Lesen der Kommentare im STANDARD-Forum oder beim Plaudern mit Leser:innen im entfernten Bekanntenkreis.

Vielen Dank für das Interview und deine Zeit!